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“Ein Tag wie ein Leben” rettet Beziehungen – “Feuchtgebiete” nichts

ReviewIm Urlaub auf Malle kam ich dazu Ein Tag wie ein Leben von Nicholas Sparks zu lesen. Es ist im Kontext dieses Blogs interessant, weil es um die Veränderung eines Menschen geht, der durch diese Veränderung sein Leben perfektioniert und rundum glücklich wird. Am Ende gibts noch eine kurze Resension zu “Feuchtgebiete” von Charlotte Roche und eine Empfehlung, was man stattdessen lieber lesen könnte. Auf die Idee, dieses Review zu schreiben, kam ich durch diese Blogparade.

In Ein Tag wie ein Leben beschreibt Nicholas Sparks einen erfolgreichen Anwalt um die 50, der über sein Leben und den Zustand seiner 15jährigen Ehe sinniert. Durch eine Kleinigkeit beginnt er zu zweifeln, ob seine Frau ihn noch liebt. Da seine Liebe für sie ungetrübt ist, beschliesst er, sich über seine Fehler klar zu werden und zu versuchen, sich zu ändern. Auch will er ändern, was sich in der Beziehung wie von selbst entwickelt hat: Alltagstrott, fehlende Leidenschaft, Gefühlsabstumpfung, usw.

Klingt wie Kitsch – ist aber nicht kitschig geschrieben – denn ansonsten hätte ich dieses Buch niemals fertig gelesen. Wenn man über die ersten zehn Seiten hinaus ist, ist man schnell vom einfachen und emotionalen Schreibstil Sparks gefesselt. Ausserdem wird mit einem schönen Spannungsbogen gearbeitet, wobei sich Sparks gegen Ende des Buches mit Überraschungen, die dem Ende von The Sixth Sense vom Überraschungsmoment in nichts nachstehen, nur so überschlägt. Als ich das Buch zuklappte, hatte ich endlich mal wieder das Gefühl, ein gutes Buch gelesen zu haben.

In diesem sehr gelungenen und ansprechend geschriebenen Buch findet der Leser sehr viele Denkanstöße, da besonders jene Dinge des alltäglichen Beziehungslebens thematisiert werden, die eine Beziehung zerstören können und über die insbesondere Mann, aber sicherlich auch Frau, oft einfach nicht nachdenkt – und die vermutlich jeder kennt und entweder schon erlebt hat oder auch gerade erlebt. Wichtig ist, dass der Leser während des Lesens sich städig die Frage stellt, ob bei ihm denn überhaupt alles so läuft, wie er es sich wünscht, oder ob ebenfalls eine Veränderung notwendig ist. Ausserdem werden Wege aufgezeigt, wie man sich und seine Beziehung verändern kann.

Eine Randnotiz noch zu Feuchtgebiete von Charlotte Roche: Dieses Buch hält sich seit geraumer Zeit auf den Bestsellerlisten. Ich habe versucht es zu lesen, aber gegen Mitte des Buches ging mir die Puste aus. Wer schon immer mal die Worte Muschi, Eiter, Sperma, Anal, Lutschen, Exkrement, Schleim, Sex, Geruch, Po-Krümel, Finger-in-Po oder auch Poloch im Akkord lesen wollte, kann sich entweder diesen Absatz noch 10mal durchlesen oder Feuchtgebiete kaufen. Der Inhalt: Eine Frau mit merkwürdigen Gewohnheiten hat sich beim Hintern-rasieren verletzt, die Verletzung entzündet sich, sie muss im Krankenhaus operiert werden. Da ihre Eltern (die getrennt sind) sie beide besuchen kommen und sie gerne möchte, dass die beiden wieder zusammenkommen, sorgt sie dafür, noch länger im Krankenhaus zu liegen. Das wars. Wie’s ausgeht, weiss ich nicht, aber angeblich passiert nix mehr nach der Hälfte des Buches. Null Inhalt, null interessant, nur ein bisschen eckelig. Wertung: Bloß nicht lesen, egal wie groß das Trara darum ist. Ich kenne zwei andere Leute, die es ganz gelesen haben, und beide raten ebenfalls ab. Charlotte Roche kann Vagina sagen, Juhu!.

Solltet ihr stattdessen mal ein richtig provokantes Buch lesen wollen, mit abgedrehter Story, Gesellschaftskritik und viel krasseren Worten und Szenen, als in Feuchtgebiete jemals angedacht werden, dann lest Sex 2 von Sybille Berg. Leider reicht meine Zeit heute nicht für ein Review dieses großartigen Büchleins, aber sollte Interesse bestehen, hinterlasst doch ein Kommentar. Danke für die Aufmerksamkeit.

P. S.: Nein – meine Beziehung ist nicht in Gefahr – aber ist es deine? :-)

One thought on ““Ein Tag wie ein Leben” rettet Beziehungen – “Feuchtgebiete” nichts

  1. Feuchtgebiete war imho nur ein Versuch. Einfach mal austesten “was geht”, niedergeschriebene Teenager-Provokation einer End-Zwanzigerin. Ein Teil des Erfolges des Buches liegt an der Person der Autorin (Deren übriges Wirken ich eigentlich schätze), ein anderer in den Vorschuss-Lorbeeren die dem Buch verpasst wurden, geschickte Vermarktung eben. Achja, die Eltern kommen wohl nicht zusammen, tragisches Ende also.

    Lesen würd ich das Werk auch nicht, da kann ich eher im Bekanntenkreis rumfragen ob ich mal die Aufsätze einer Hauptschulklasse sehen darf ;-)

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