Gestern lief brisantes Material im Fernsehen, bei dem ich sofrt daran denkenmusste, einen neuen Eintrag für meine kleine Kolumne Ich sehe dumme Menschen zu machen.Vielleicht sollte ich mal in den Spiegel gucken, weil ich mir sowas überhaupt antue. Fazit: Dummes Deutschland.
Der TV-Abend begann mit der Super Nanny, bei der die Eltern diese zu Hilfe gerufen hatten, weil das Kind nicht immer gemacht hat, was sie sagen. Stellte sich raus, dass die Eltern total im Eimer waren und nicht im Ansatz Ahnung davon hatten, was Erziehung wohl bedeuten mag. Das arme Kind wurde an allen Ecken schikaniert, gut dass Katja Salfrank helfen konnte … zumindest solange die Kameras an sind.
Dann Raus aus den Schulden … meine Leiblingssendung. Eine fresssüchtige, kaufsüchtige Frau begeht haufenweise Eingehungsbetrug und hat -70.000€ am Start, gut dass Super-Zwegat helfen kann … zumindest solange die Kameras an sind. Schnell wird die Frau für Krank erklärt, verschenkt all die Sachen, die sonst vielleicht gepfändet würden und freut sich auf ihre Privatinsolvenz. Da ist wohl auch in der Erziehung einiges schief gelaufen, was?
SternTV folgt auf dem Fuße. Die Jugend guckt Pornos, hat mit 8 Jahren zum ersten Mal Sex, will nach diesem nicht mehr kuscheln, weil Sex zwar geil ist, aber mit Liebe nix zu tun hat, und kuscheln is eh was für 4-jährige. Sie fühlen sich abnormal, wenn dem nicht so ist und hören sogenannte “Pornorapper”, die mit derbsten Texten vorleben, was krass korrekt ist und wie Kontakte zwischen Männern und Frauen aussehen: hart, schnell und sexuell. Einige der gestörten Kinder sind sogar im Studio, kennen kaum Vokabeln ihrer eigenen Muttersprache. Erziehung Upside-Down?
Dann eine Reportage über Gothics … und da fühlte ich mich nicht schlecht an die Metal-Szene erinnert. Die Gemeinsamkeiten lassen sich schnell auf einen Punkt bringen: Man will “individuell sein”, “anders sein” als die Normalos. “Andere Musik” hören und “andere Gewohnheiten” pflegen (anders tanzen, nicht angepasst sein, schwarz schön finden dürfen…). Zugehörigkeitsgefühl inklusive. Toleranz wird gefordert, aber selten selber geübt. Selbstbestimmte Isolation mit einer Gruppe von Menschen, die nur der Musikgeschmack verbindet. Verhaltensanpassung an eine Szene, das Gegenteil von Individualität. Wer sich dem Dresscode der Szene anpasst, dieselbe Musik hört und auf Friedhöfen Picknick macht, weil’s in der Szene in ist – viel Spaß, ihr Individualisten. Ich höre zwar auch Metal und habe mich eine gewisse Zeit über die Szene definiert, aber glücklicherweise konnte ich mich weiter entwickeln – was ein wichtiger Punkt ist, den ein Szenenmensch für gewöhnlich nicht akzeptiert. Versteht mich nicht falsch – ich habe nix gegen non-pop Musik oder einen extravaganten Kleidungsstil, aber jeder sollte mal reflektieren, ob er sich nicht selber in eine Schublade steckt. Ob man damit eventuell sein Leben vertrödelt, sich zu Schminken – man weiss es nicht.
Moin,
finde deinen Artikel super. Bin auch einer von denen der deine Einstellung über “Szenen” und der gleichen teilt. Musste mal miterleben wie man nicht in einen goth-club gelassen wurde weil man keine schwarzen klamotten anhatte. Das war schon ziemlich hart in meinen augen. Naja letztlich ist gothic, punk, metal etc. auch nichts weiter als ein Medienprodukt. Wenn die Leute einem immer erzählen es sei ne Lebenseinstellung weiß ich immer nich ob ich drüber lachen oder mich aufreegen soll. Lebenseinstellungen gewinnt man schließlich nur durch Lebenserfahrung und nicht durch ein schräges Aussehen oder ähnliches.
Achja, das Streitthema Szenen…
Ich tummel mich schon seit Jahren in welchen und denke, dass diese Phrasendrescherei die hier sehr gut beschrieben wurde, natürlich nur ein Proudkt von Etikettenschwindel und Marketing ist. Allerdings denke ich, dass es dennoch einen gewissen Teil an Szenemitgliedern gibt, die wirklich mehr verbindet als Musik und Klamotten. Zumindest geht es mir so.
Dass keine Toleranz kommt liegt denke ich auch daran, dass viele sich zu wenig Gedanken darüber machen, wie sie selbst Toleranz wirklich definieren. Für viele bedeutet es, alles zu ignorieren und sich nicht damit zu beschäftigen, solange man sie damit in Ruhe lässt. Das hat mit Toleranz meiner Meinung nach aber herzlich wenig zu tun. Mal davon abgesehen,dass 95% dieser Menschen immernoch denken, dass das Wort “Toleranz” von “toll” kommt ;D
Zum Dresscode: Ich denke, in manchen Clubs ist der rein pragmatisch. Bei unseren kleinen Gothabenden wurde der auch irgendwann eingeführt, weil es Ärger mit “Bunten” gab. Von Pöbelein bishin zu sexuellen Anmachen war da alles vertreten. Zwar muss man mit einem auffälligen Aussehen immer mit Pöbelein rechnen, aber auf speziellen Veranstaltungen möchte man dann dennoch seine Ruhe haben.
Nur ein kleiner Hinweis: Toleranz kommt von Tolerieren, und das kommt wiederum von tolerare, was soviel heißt wie erdulden, erleiden, ertragen. Was fehlt, ist nicht Toleranz, sondern Akzeptanz.
Vielleicht bist du der dumme Mensch. Sonst würdest du vielleicht nicht alles glauben, wie es im Fernsehen dargestellt wird.