Was ist das? Was hält einen davon ab?
Erfahrung wird allgemein (und mit Recht) als etwas gutes angesehen. Durch Erfahrung entwickelt sich ein Mensch und verändert sich. Wir alle wären nicht dort, wo wir jetzt sind, wenn wir nicht permanent lernen und uns weiter entwickeln würden. Warum verändern wir uns in einigen Bereichen mehr als in anderen, in denen es vielleicht auch nötig wäre? Ich meine Verdrängung und Angst spielen hier eine Rolle.
Die Angst vor dem Fremden und vor der Veränderung des Selbst beschäftigte die Menschen schon immer. Anders als es in Filmen über Werwölfe oder schizophrene Mörder vermittelt wird gibt es auch positive Veränderung, die die Lebensqualität eines Menschen deutlich verbessern kann. Dass man hierfür ein wenig an sich arbeiten muss, ist vermutlich auch eine der Hürden, weswegen man sich lieber auf seinem Hintern ausruht, anstatt die Veränderung aktiv zu suchen und durchzuführen.
Die Verdrängung sagt einem, dass eigentlich alles Richtig ist, was man tut. Man rechtfertigt seine Fehler vor sich selbst. Vor allem die Veränderung der Lebensweise, die in einem neuen Lebensabschnitt vonnöten ist, wird gerne vor sich hingeschoben oder als nicht notwendig eingestuft. Man muss zuerst einmal erkennen, dass man über seinen Schatten springen muss. Mir war als Metal-Fan lange Zeit nicht klar, dass Metal-Shirts (mit Bandaufdrucken) erstens schlecht geschnitten sind, und man sich zweitens mit einem Metal-Shirt selber in eine Schublade steckt. Man denkt immer, die anderen stecken einen in eine Schublade, aber eigentlich macht man das selber. Aus der jugendlichen Lebensphase, in der man jedem zeigen musste, wer man ist, bin ich inzwischen raus.
Wo verändern?
In welchen Bereichen kann man sich verbessern? Erstens natürlich in fachlicher Kompetenz, schulischen Leistungen, Allgemeinwissen und diesen Dingen. Das sind allerdings auch die Felder, die jedem Menschen bewußt sind. Viel wichtiger für ein erfülltes Leben sind jedoch beispielsweise die sozialen Kompetenzen, besonders jene, die einen Menschen für eine Beziehung qualifizieren, die eine Chance auf Beständigkeit hat. Eine glückliche Beziehung ist nicht nur genetischen Wunsch in uns verankert, sondern erübrigt auch den Stress und Zeiteinsatz sowie das emotionale Chaos der Partnersuche.
Die Entwicklung von guten Charaktereigenschaften ist ebenso wichtig. Wie in meinem Artikel über den Sinn des Lebens beschrieben sind vor allem jene Eigenschaften wichtig, die einem Zeit sparen oder die einen Menschen Geld verdienen lassen. Dies sind zum Beispiel gute Arbeitsorganisation, Disziplin (Igitt! Was für ein häßlicher Begriff für Nicht-Faul-Sein !), Lebensorganisation, Ordentlichkeit und so weiter, halt der ganze Kram, den einem ein strenger Vater erzählt hätte, wenn man einen gehabt hätte (Bei mir hapert es z. B. an der Pünktlichkeit, an dem Einfühlungsvermögen für die Situation anderer, wenn ich unter Alkoholeinfluß stehe, und an ein paar körperlichen Dingen, die ich gerne verändern würde, was mir leider aber noch nicht geglückt ist).
Wie verändern?
Im allgemeinen sollte man versuchen, aus Erfahrungen, die man macht, Rüchschlüsse darauf zu ziehen, was am eigenen Verhalten oder der Art, wie man Dinge anpackt, nicht optimal ist. Erkenntnis der eigenen Fehler ist der erste Schritt zur Besserung. Aber nicht der Letzte! Die eigenen Fehler müssen unter Bedenken aller Möglichkeiten (z. B. das, was ich mein ganzes Leben lang so kannte ist eventuell nicht richtig, gut oder optimal) analysiert werden, wobei man eventuell im Internet recherchieren oder Freunde fragen kann, was ihre Einstellung zu dem entsprechenden Thema ist. Hierbei sollte man allerdings versuchen, sich mit jemandem zu unterhalten, von dem man weiss, dass er nicht sowiso die eigene Meinung vertritt. Wenn ein Alkoholiker einen anderen Alkoholiker fragt, ob er zu viel trinkt, dann bringt das nichts.
Es ist extrem wichtig, dass man sich klarmacht, dass sich niemand wirklich gerne verändert, weil es…
- … bedeutet, dass man vorher etwas falsch gemacht hat. Viele mögen sich nicht eingestehen, dass die Person, die die beste Meinung und Einstellung zu der Welt hat (also man selber!), sich geirrt haben könnte.
- … Arbeit bedeutet sich zu ändern, und auch eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, bis die Veränderung umgesetzt ist.
- … man nicht weiß, wie die anderen auf die eigene Veränderung reagieren. Man hat Angst vor sozialer Rückkopplung der Leute, die einen so kennen und mochten, wie man immer war.
Nach Analyse des eigenen Fehlers müssen Wege überlegt werden, um sich zu verändern. Im Normalfall hieße das, die eigenen Gewohnheiten zu verändern. Das hört sich nicht sonderlich kompliziert an, aber dieser Willensakt ist für das Gewohnheitstier Mensch schwieriger zu tun als man denkt. Daher sollte man sich selbst Fallen stellen und Tricks ausdenken, die einen zu der Veränderung motivieren, zum Beispiel Freunden oder Verwandten sagen, dass man gerne unterstützt würde bei der Veränderung seiner selbst. Denn wenn andere einen auf die “Problemzone” hinweisen und Hilfe anbieten, kann man das Problem schlechter verdrängen und denkt auch nicht, eine Veränderung wäre ungewünscht.
Fazit
Alles was ich sagen will ist: Denkt mal über euch selbst nach! Die meisten Probleme, die man hat, liegen nicht aussen, sondern in sich selbst begründet. Eingefahrenes Verhalten, die Art und Weise, soziale Besonderheiten, die Motivation. Alles was an den eigenen Eigenschaften liegt, kann man auch irgendwie selber ändern. Selbst wenn es Überwindung und Zeit kostet, am Ende hat man sich weiter entwickelt und fühlt sich besser. Und kann vielleicht auch besser das nächste Problemfeld bearbeiten. Denn es gibt immer etwas, was man ändern sollte, meist macht man es sich nur nicht klar. Mach es fertig, bevor es dich fertig macht!
Irgendwo habe ich letztens gelesen: “Begrüßen Sie jedes Problem in Ihrem leben.”
Soll man dem zustimmen? Kommt immer auf die eigene Konstitution an, oder?
Sozialkompetenz besteht zumindest auch zur Hälfte aus Ausgeglichenheit mit sich selbst. Also nicht, dass das bei mir (bereits) der Fall wäre, aber ich glaube das schon. Wenn man zufrieden mit dem ist, was man ist und macht, fällt die Akzeptanz des Verhaltens anderer leichter. Und Sozial-Kompetenz basiert immer auf Respekt. Also nicht, dass das (bereits)… ^^